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Last Edit by SupapleX on 1 April 2023

Inzwischen ist Augmented Reality im wahrsten Sinne des Wortes in der Realität angekommen – auch unserer OSM-Realität. Und das im Guten wie im Schlechten. Der Hype um The Elder Scrolls Go (TESG) hatte ja spätestens seit Sommer letzten Jahres erneut zu einer eher zweifelhaften Qualitätsentwicklung der OSM-Daten geführt – wie oft schon mussten wir bei Grünflächen in unserer Gegend die Wald- und Sumpftaggings wieder entfernen, weil irgendwelche TESG-Kiddies hofften, damit Zweiglinge neben ihrem Schulhof spawnen zu lassen. In einigen abgelegeneren Gebieten hat die ganze Map Engine Optimization bereits heftigste Blüten geschlagen, wo sich Gamer ganze Traumwelten für den Sommerurlaub zusammengemappt haben.

So kamen wir jedenfalls auf die Idee, das sich mit dem Augmented Reality-Hype bestimmt auch ein Gewinn für OSM erzeugen ließe, wenn wir nur das richtige Werkzeug dafür hätten. Gerade in Großstädten wie hier in Berlin, wo uns seit Jahren die noch fehlenden Objekte ausgegangen sind und es nur noch um Datenpflege und immer detaillierte Micro-Mappings im letzten Hinterhof geht, dürfte damit noch einmal ein ordentlicher Schub für die Datenqualität herauszuholen sein – sowohl geodätisch als auch für noch fehlende Tags.

Der aus diesen Überlegungen entstandene Augmented Editor funktioniert im Prinzip ganz einfach und lässt sich wie JOSM als Ebene im realen Raum vorstellen: Während man sich durch die Straßen bewegt (in der Realität, also „draußen“), werden die Nodes, Ways und Polygons der OSM-Datenbank ins Sichtfeld projiziert. Objekte können mit Hand-Gesten verschoben oder einfach nur ausgewählt werden, um Eigenschaften zu verändern. So lassen sich z.B. Gebäudeumrisse oder Node-Standorte nebenbei auf dem Weg nach Hause ganz bequem zentimentergenau anpassen. Neue Objekte anlegen können nur User mit mehr als 200 Changesets – wobei diese Funktion vor allem für Nodes und kürzere Ways gedacht ist. Für großflächigere Bearbeitungen eignet sich der gewohnte Sessel-Editor eurer Wahl wohl weiterhin am besten und die neuen 10cm-Orthophotos für Europa bieten dafür ja auch schon eine geeignete Grundlage.

Bearbeitung eines Gebäudeumringes mit dem Augmented Editor

Im 3D-Modus des Editors werden die Objekte außerdem realistisch gerendert, was es beispielsweise vereinfacht, fehlende oder verschobene Objekte beim Durchstreifen der Straßen zu entdecken. Die meisten der im Wiki dokumentierten Attribute haben bereits ein Modell bzw. Textur und auch Gebäude werden - je nach Einstellung - gerendert, wobei wir auf das OSM 3D Model Repository zurückgreifen. In diesem Modus lassen sich bequem Objekthöhen, Farben, Materialien und ähnliches bearbeiten. Das Ergebnis kann direkt vor Ort in Echtzeit überprüft und mit dem tatsächlichen Objekt abgeglichen werden.

Zuletzt haben wir mit dem Attribute-Modus eine weitere einfache Möglichkeit für den Datenabgleich integriert: Dabei werden nicht die Objekte selbst, sondern lediglich ihre Eigenschaften eingeblendet. In der Projektion erscheinen Infoblasen über den Positionen, an denen sich laut OSM bestimmte POI‘s befinden. Dieser Modus ist besonders für Geschäfte, Stadtmöbel und ähnliches geeignet, sodass sich fehlende oder fehlerhafte Namen, Öffnungszeiten und andere wichtige Eigenschaften schnell erkennen und beheben lassen.

Bearbeitung eines Geschäftes mit dem Augmented Editor

Geplant ist für die nähere Zukunft außerdem ein Routing-Modus, mit dem sich bestimmte POI‘s direkt im Editor abfahren lassen. Dieser wäre z.B. für die laufende Wochenaufgabe zur Pflege der inzwischen immer seltener werdenden alten Deutsche-Post-Briefkästen geeignet: Einfach alle gemappten Briefkasten-Nodes im Augmented Editor abfahren, vor Ort prüfen, ob noch vorhanden und ggf. löschen. In einigen Gegenden sollen sogar – trotz des vor kurzem abgeschlossenen automatischen Exports – noch Telefonzellen gemappt sein…

Probleme entstehen im Augmented Editor bisher – neben dem desaströsen Breitand-/Mobilfunkausbau in Deutschland – vor allem durch User, die manuell eine ungenaue Kartenprojektion als Grundlage eingestellt haben und dabei ihre halbe Stadt um einen Meter versetzen. Die Verortung im Raum selbst funktioniert über die Kombination aus Galileo und GPS (soweit von den Geräten noch unterstützt) allerdings inzwischen sehr gut. Zur Not bzw. fürs Indoor-Mapping tuts auch OWPS (Open Wifi Positioning System).

Die Software für den Augmented Editor findet ihr natürlich auf GitHub; Sprachunterstützung gibt es zur Zeit für die 162 Sprachen aus dem Language Machine Learning Project. Der Editor läuft bisher leider nur unter Android – wer eine Portierung für Amazon OS beisteuern kann, kann sich gern bei uns melden!

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Discussion

Comment from IOOI on 1 April 2018 at 22:27

April, April?

Comment from philippec on 2 April 2018 at 06:38

That must be a joke because there is no real link to the project. Anyway, it is a good joke and I appreciate it. It might become true.

Better than the usual “Google is taking over ..”

Comment from Hedaja on 12 April 2018 at 21:14

really great joke !!!

Comment from Amul on 16 April 2018 at 18:21

Idee schön visualisiert. 👍

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