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Passau, das ist doch die Gelegenheit, mal Leute zu treffen. Bisher war ich nur mal war ich beim OSM Treffen in Nürnberg, dagegen war Passau ein Kulturschock. In meinem “vorherigen Leben” hatte ich als Raumpatrouille-Fan schon einige Veranstaltungen besucht. OSM ist mindestens genau so kreativ.

Bei meiner Bastelei an “OSM go” hatte ich ein paar Kontakte geknüpft. Nun hoffte ich, einige Aktive persönlich zu sehen, vielleicht auch User, die Feedback zu OSM go geben. “3D-Rendern” währe doch ein Thema. Kaum getwittert, wurde ich überredet, das im OSM-Wiki vor zu schlagen und auch gleich als “Moderator” uh! In den Wochen danach wurde jeden Tag mehr oder weniger programmiert. “Muss das bis Passau fertig sein” fragte meine Herzallerliebste. Na ja, nicht wirklich; “fertig” gibt es bei sowas ohnehin nicht. Aber halbwegs Fehlerfrei währe schon gut.

ANREISE UND ABEND

Dann war es Freitag, die FOSGISS schon in vollem Gange und ab Mittag wurde ich unruhig, bin bald weg von der Arbeit und zum Zug. ICE ohne Platzreservierung erhöht den Abenteuerfaktor noch. Schließlich saß ich mit einem 2-Jährigen plus Vater an einem Tisch und statt Notebook und Code kneten gab es Gebabbel und Fingerspiele.

Mein erster Eindruck von Passau: Es ist nicht so flach, wie es auf OSM aussieht. Immer muß man über diesen Hügel in der Mitte und es gibt nicht mal einen direkten Fußweg zur Uni. Dort kannte ich zwar die Hörsaal-Nummer und dachte, wenn da überhaupt welche ‘rumlaufen, ist es der OSM-Event. Von wegen. Erst mal war Info-Wochenende für neue Studenten. Gut, die kann man doch von typischen OSM-Mappern unterscheiden: Männlich, älter, rumstehend und Plaudernd. Ich wurde auch schon vor der Tür nett begrüßt; ok war eine Verwechslung. Innen liefen welche mit Ausweisen am Gürtel ‘rum. Ordner? Ich fragte nach OSM und wurde in den Hörsaal gewiesen. Äh? Der Beamer verkündete einen Vortrag von Gregor Gysi! War das geplant? Nein, falsches Gebäude. Weiter laufen!

Das Gebäue IM kam noch, aber alles war ausgestorben. Hm, aus keinem “Kellerloch” schimmerte Licht. Im Untergeschoss in einem Raum voller Steckdosen und Netzkabel waren sie, die Mapper und setzen die Beute vom nachtmittäglichen Ausschwärmen durch die Stadt in Nodes und Ways um: in Gruppen vertieft in Details. Nach einigen Blicken über die Schulter auf Notebooks und Tabletts, meist mit laufendem JSOM, schaute doch mal jemand auf und so ergaben sich schnell ein paar erste Gespräche. Das steigerte sich, da “wir” in die Innenstadt zogen um gemeinsam zu Essen und zu Fachsimpeln. Da flogen mir Themen und Namen von Tools und Personen nur so um die Ohren. Oh man, Insider unter sich! Irgendwann konnte ich mich einhakten und meine Meinung beitragen, auch ein bisschen mit meinem “OSM go” angeben und schließlich auch Kontroversen austragen.

Schon seit Jahren finde ich nämlich, das OSM irgendwo bei Pixelgrafik stehen geblieben ist wo alle Firmen längst Vektor-Maps bieten. Da gab es natürlich Kontra: Das dauert 5 Jahre bis wir wieder das haben wie heute. Was soll das bringen, es gibt doch jetzt schon Layer zum auswählen. Die Dummuser können die Filtermöglichkeiten von Vektor-Renderern sowieso nicht bedienen. Als Plus galt höchstens, dass die OSM-Server entlastet würden, wenn Clients selbst rendern. Ja ok, das kann ich alles nicht beurteilen. Aber ich nutze fast täglich mein Smartphone mit einer OSM-Vektor-App (Pocket Earth) und finde es super, dass ich so lange zoomen kann, bis POIs sichtbar werden, die OSM.ORG nie zeigt. Das ich Bushaltestellen suchen kann, etcetera plus plus. Bitmaps, läuft, bliebt so; denkt man da nicht zu wenig innovativ? Gefühlssachen sind schwer zu diskutieren. Bei OSM hat der recht, der am meisten tut oder dessen Tools am meisten genutzt werden, hm? Also müßte “man” halt mal eine Vektor-Client Web-App angehen. Da ich das in “OSM go” irgendwie so ein bisschen ja schon habe, könnte ich … nein, nicht noch ein Projekt! Oder doch?

Irgendwann ging es um, äh, Area-Routing? Jedenfalls um Flächen, wo sie da und gut sind oder nicht. Der Schelm in mir mußte vorschlagen, doch nach und nach alles, alle Wege usw. nur noch als Flächen zu taggen. Gehsteige einzeln. Alles was als Linie unklar ist, läßt sich als Fläche definieren. Wobei man die Level/Stockwerke getrennt betrachten muss. Da war die Reaktion dann so wie “Utopist”, Streß für Routing aber auch: Dann ist endlich klar, dass man für den Wald die Nodes des Way benutzen kann :-)

OSMler sind Menschen die auch ohne (viel) Alkohol glücklich sein können. Der Abendplausch löste sich noch vor Mitternacht auf, man strebte seinem Hotel zu. Ich war im IBB Hotel (Der Rabat mit der DB-Karte war genau so gut wie der von der FOSSGIS), habe aber dort niemand von OSM bemerkt. Der Weg vom/zum Hotel ist nicht der kürzeste und geht natürlich über/auf diesen Hügel in Passau. Den Fußmarsch hatte ich als Ausgleichssport vorgesehen. Und mit OSM-Karte findet man auch die kürzeste Verbindung durch Seitengassen, and der Brauerei vorbei, oben links die Treppe bis zu der schönen Kirche, leider ohne “building:part”, am Orion-Shop vorbei (Jetzt mit Fetisch verkauf) und hinein zum Nachtportier.

Brauche ich WLAN? Aber hallo! Das war überhaupt ein Phänomen bei der Reise: Über all hatte ich WLAN (ausser im Regionalexpress). Am Bahnhof 30 Minuten gratis. Im ICE, im Hotel: frei. Und in der Uni? Auch, na ja, man hätte früher da sein, und ein Formular ausfüllen müssen! Doch schon am ersten Abend wurde mir Hilfe versprochen und Samstags fand sich schnell ein “Reserve Login” für mich: Dank an den Spender. Dabei war die Un-Konferenz so persönlich und kommunikativ, dass WLAN garnicht nötig war. Das nutzte ich dann, zwischendurch und während der ganzen Rückreise, um in “OSM go” einen rudimentären Multi-User-Mode ein zu bauen. Ich hatte die Idee bei Gesprächen erwähnt und viel Zustimmung erfahren. Jetzt kann man andere Nutzer sehen, die an den gleichen Koordinaten die virtuelle OSM-Welt erkunden. Sogar wo andere hin sehen. Klar muss da noch einiges dazu: Chat, eine Einstiegs-Seite/Karte. Natürlich geht uns Freaks da die Phantasie durch. Jemand hat gleich Doom vorgeschlagen. Na ja, gehen würde viel, wenn sich Interesse und Tester melden.

SAMSTAG

Die Ankunft in der Uni war wieder schräg. Kaum auf dem Gelände plaudere ich mit jemandem. Aber auf OSM reagiert er kaum, hm, er hatte mich für einen Lehrer-Kollegen gehalten :-) Diesmal war das IM nicht verweist. Draußen, das Wetter war super, tippte einer in seinen Klappkomputer, drinnen schwirrte man hin und her. Ein junger Mann mit windigem Bart kam aus dem Hörsaal und rief “Kann hier jemand Kaffee kochen?”. Wie bitte? Er hatte noch nie, auch nicht getrunken. Na ja, Kaffeemaschinenerfahrung hatte ich, also bin ich mit ihm hoch in ein Hinterzimmer mit Doppel-Brüher. Trotz falscher Filtergrößen und fehlendem Messlöffel konnten wir uns auf einen Pulferfüllstand einigen. Mit dem Tipp, zu warten bis es nicht mehr tropft konnte ich dann wieder ‘runter und vor der Tür erst mal die Liste der vorgeschlagenen Themen gelesen. Ich steh’ da drauf, schluck! Zwei andere schleppten zwei Tische in den Saal, und hatten wohl auch sonst eine tragende Rolle. Tür aufhalten kann ich ja auch.

Es gab Butterhörnchen, Müslirigel, Obst; nett. An der Tafel Passau, groß als OSM-Karte, heute bin ich am richtigen Ort. In diesem Gebäude befindet sich die einzige Toilette Passaus, die unterirdisch getagt ist. Dann brach das organisierte Chaos los. Ein bisschen Resümee von Gestern, Mittagessensplanung, und wir das so geht heute. Jeder hat sich kurz mit OSM-Schwerpunkt vorgestellt, dann die Themen. Wer will bei was mitmachen. Die 6 nachgefragtesten Themen/Gruppen wurden auf Räume und Zeitslot verteilt. Ich bin erst zum “Area-Workshop”. Den Unterschied Old-/New-Style - Tags am Outer/Relation hatte ich augenscheinlich erlebt, als “OSM go” nur eins von zwei “gleichen” Gebäuden anzeigte. Tags setzt man ja immer total konsequent, systematisch … ja, ja. Als zweites “Lidar”: Ein 3D-Laserscanner für unterwegs, faszinierend. Am Quadrocopter könnte man Häuser und Dünen erfassen. Leider habe ich bei der Verlosung der Geräte verloren.

Passau WC - https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:level=-1

Mittags gabs überraschenderweise schon wieder Pizza. Die habe ich aber sozusagen verpaßt, da ich total in mein Multi-User-Zeugs fokussiert war. Tagsüber gab es immer wieder spontane Gespräche. Es hat mich gefreut, das Tobias (OSM2World) da war. Wir 3D-Renderer hatten einiges auszutauschen. Ich staune immer wieder, was er da für Lösungen in seinem Code hat. Dann war mein Thema 3D-Rendern dran. Na ja, etwas holprig war ich schon. Wie bekommt man aus OSM-Tags die 3. Dimension herausgelockt? Gibt es Default-Renderebenen? Warum macht jeder seien Code? Wie kommt man am besten an die OSM-Daten. Das Thema Vektor-Tiles hatten wir ja Freitags schon. Das war dann auch mein eigenes spontanes Resümee am Ende: Egal ob 2D oder 3D, ein gemeinsames Tiel-Konzept währe schon gut: Bei Vektor braucht man weniges “Zoom”-Stufen aber alternative Tiles für Wichtige/Alle Daten. Da war doch schon was …

Der Tag “beruhigte” sich dann. Von allen besprochenen Themen gab es kurze Zusammenfassungen vorbei viele Teilnehmer schon zu ihrer Rückreise aufgebrochen waren. Der Rest einigte sich für ein deftiges Abendessen auf den Bayerischen Löwen. Dazu gab es die letzten Anekdoten. Ja, in Passau kann man zu Fuß nach Österreich spazieren. Das man dabei am Bahndamm ‘rumgeistert um Daten von Signalen zu erfassen ist dann wieder OSM-freaky. Die Bahn-Nerds habe ich dann gleich angebohrt um Hilfe für die 3D-Darstellung von Signalen zu bekommen. Spät wurde es bei mir nicht da ich auch noch am MultiUser-Mode coden wollte.

ABREISE FÜR IMMER?

Auch der Sonntag war ein sonniger. Zum Bahnhof ging es wieder auf direktem OSM-Weg über Hintertreppen. Passau bietet Abwechslung. Ein österreichisches Zollgebäude, viele “Man in Black” am Bahnsteig und im ICE, Grenzgebiet, “Betreten sie den Zug erst, nach dem die Beamten ihre Überprüfung beendet haben”. Über den OSM-Event habe ich erst zuhause richtig nachgedacht. Würde ich wieder zu sowas fahren? Nein, zu ineffizient. Aber es war ja das erste Mal, die ersten Kontakte. Freunde wieder zu treffen kann “süchtig” machen. Mal sehen, wo was statt findet. Berlin währe gut.

-karlos-

Location: Thanöd, Ries, Passau, Bayern, 94034, Deutschland
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