Zusammenfassung: Bei der Diskussion um die Verkehrswende rückt insbesondere in Großstädten immer wieder das Thema Parkplätze und der Flächenverbrauch von (stehenden) Fahrzeugen in den Mittelpunkt. Auch rund um eine aktuelle Diskussion zur Einrichtung eines Radwegs an der Berliner Hermannstraße wird darüber diskutiert. Das habe ich zum Anlass genommen, die Parkplatzsituation dort mit Hilfe von OSM-Daten und ergänzenden Geodaten genauer anzusehen:
- Im Umkreis von 500 Metern um einen 2,6 Kilometer langen Abschnitt der Hermannstraße gibt es etwa 15.000 Parkplätze, davon 10.500 auf Parkspuren am Straßenrand.
- 4% der Gesamtfläche im Untersuchungsgebiet werden durch Parkspuren belegt – bezogen auf den öffentlichen Straßenraum zwischen den Gebäudefassaden sind es sogar über 20%.
- Allein in diesem kleinen Stadtgebiet wird damit bereits eine Fläche von 23 Fußballfeldern durch stehende Autos belegt.
- Theoretisch gibt es mehr verfügbare Parkplätze als Autos – praktisch scheinen Ausweichpotentiale jedoch nicht genutzt zu werden, wenn sie nicht vor der Tür bzw. in unmittelbarer Umgebung liegen.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind in Berlin – wie auch in anderen Städten in Deutschland und weltweit – zahlreiche „Pop-up-Radwege“ entstanden, um insbesondere Radfahrenden, die volle Nahverkehrsangebote meiden möchten, mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu bieten und den Umstieg aufs Fahrrad zu erleichtern. Dabei werden Spuren für fahrende oder parkende Kraftfahrzeuge kurzerhand zu Fahrradwegen umgewidmet, wo es für ein Mindestmaß an Verkehrssicherheit notwendig ist. Zwar verfügt Berlin seit wenigen Jahren über ein weitgehendes Mobilitätsgesetz, um andere Verkehrsarten gegenüber dem Autoverkehr zu stärken und damit den Grundstein für eine zeitgemäße urbane Verkehrsinfrastruktur zu legen. Viele Straßen genießen jedoch noch immer den Ruf von „Fahrradhöllen“, sodass sich Radfahrende nicht wegen, sondern trotz der Infrastrukturen auf zwei Rädern fortbewegen.


